Arzneimittelkonto NRW 

1. Projektphase 2013 - 2015

In der ambulanten Arzneimittelversorgung bei multimorbiden Patienten gibt es drei zentrale Herausforderungen:

  • die Kenntnis der Gesamtmedikation zum Zeitpunkt einer neuen Verordnung in der Arztpraxis,
  • eine professionelle Softwareunterstützung beim Arzneimitteltherapiesicherheits-Check,
  • die Compliance der Patienten.

Im Projekt Arzneimittelkonto NRW wurde im Zeitraum 2013 - 2015 das patientenindividuelle Arzneimittelkonto für die Gesamtmedikation mit dem i:fox® kombiniert, einem digitalen Arzneimitteltherapiesicherheits-Check. Eine Smartphone-App für die Patienten erhöhte die Datenqualität im Arzneimittelkonto und auch die Compliance der Patienten.

Haus- und Fachärzte übertrugen Medikamente und Diagnosen des Patienten direkt aus ihrem Arztinformationssystem in das neue Arzneimittelkonto. Die Übertragung erfolgte vollautomatisch und störte den Workflow in der Arztpraxis daher nicht.

Erstmals wurden Patientinnen und Patienten sowie Angehörige in die Lage versetzt, aktiv an einem solchen Projekt mitzuarbeiten. Sie konnten an ihrem PC über eine Webanwendung oder an ihrem Smartphone über die Arzneimittelkonto-App ihr aktuelles Arzneimittelkonto einsehen, selbst erworbene Medikamente hinzufügen oder eine Erinnerungsfunktion für die Einnahme aktivieren.

Jeder Neueintrag in der Arztpraxis oder durch den Patienten wurde durch den integrierten Sicherheitscheck i:fox® mit ärztlichen Diagnosen und bestehenden Medikations-Einträgen im Arzneimittelkonto geprüft und warnte bei Wechselwirkungen, Kontraindikationen oder vor Doppelverordnungen. Auch die 83 Wirkstoffe der PRISCUS-Liste wurden in die Prüfung mit einbezogen.

Im Juli 2013 wurden in der Praxis von Dipl.-Med. Bernd Oehlschlägel in Plettenberg die ersten Patienten für das Arzneimittelkonto NRW eingeschrieben. Insgesamt nahmen in zwei Schwerpunktregionen Nordrhein-Westfalens über 40 Ärzte teil und betreuten ca. 1.000 Patienten.

<p>Juli 2013: Dipl.-Med. Bernd Oehlschlägel mit den ersten teilnehmenden Patieten</p>

Juli 2013: Dipl.-Med. Bernd Oehlschlägel mit den ersten teilnehmenden Patieten

Die Universität Bielefeld, Lehrstuhl von Prof. Dr. Greiner, begleitete das Projekt wissenschaftlich und führte die Evaluation mit den folgenden Ergebnissen durch:

 

  • die Anzahl der Verordnungen sank für die teilnehmenden Patienten um 14,1 %.
    Die resultierende Kosteneinsparung lag bei 11,3 %.
  • die teilnehmenden Ärzte folgten den Warnhinweisen bei der geplanten Verordnung:
 InteraktionenDoppel-verordnungenPRISCUS
Warnhinweise3.1792.369395
Umsteuerungen2.6971.647135
Quote85 %70 %34 %
  • In 85% der Fälle haben die behandelnden Ärzte nach einem Warnhinweis auf eine Interaktion die ursprünglich geplante Verordnung verändert.

 

Aufgrund dieser positiven Ergebnisse im Zusammenspiel zwischen Ärzten und Patienten kamen die Beteiligten schnell überein, dass ein neues Projekt auf dem Erreichten aufsetzen soll. Neu hinzukommen werden Apotheken und Pflegeeinrichtungen mit unterschiedlichen Softwaresystemen, sowie das Zusammenwirken von Bundesmedikationsplan und Arzneimittelkonto.